Armin Laschet bei Lanz: Warum die Stichprobengröße nichts über Repräsentativität aussagt
In einer der zahlreichen Corona-Talkshows, diesmal unter Leitung von Markus Lanz, wurde NRW-Ministerpräsident Armin Laschet durch Lanz auf die mangelnde Repräsentativität der Gangelt-Studie hingewiesen. Seine Reaktion:
Es sind zumindest schon mal 1000
Armin Laschet bei Markus Lanz am 07.05.2020
Diese Äußerung ist in mehrerlei Hinsicht irritierend. Erstens erstaunt es, dass Laschet aus der Testung von 1.000 Personen eines bestimmten Landkreises Schlüsse für die Gesamtbevölkerung zu ziehen versucht, was methodisch nur als Irrsinn bezeichnet werden kann. Das gilt selbst dann, wenn die 1.000 Personen Ergebnis einer Zufallsauswahl sind.
Der zweite Punkt: Laschet scheint anzunehmen, dass die bloße Masse von 1.000 Menschen repräsentative Schlüsse auf die Bevölkerung zulässt und lässt den Auswahlmechanismus der Testpersonen völlig außer Acht. Schließlich ist es ein entscheidender Unterschied, ob die 1.000 Personen in der Fußgängerzone angesprochen werden oder ob sie eine Zufallsstichprobe aus der Gesamtbevölkerung darstellen.
Das Beispiel der Fußgängerzone verdeutlicht das Problem: Personen, die hier anzutreffen sind, unterscheiden sich wahrscheinlich deutlich von Personen, die dort nicht anzutreffen sind: Sie verfügen über ausreichende finanzielle Mittel für den Einkauf, sie sind mobil und leben vermutlich eher in urbanen Regionen als im Mittel der Bevölkerung. Von diesen Personen auf andere zu schließen gleicht möglicherweise dem Vorgehen von Abschlussarbeiten, für die wir regelmäßig an Online-Umfragen teilnehmen sollen, sollte aber keinesfalls Grundlage für politisches Handeln sein.
Zuletzt ist Laschet bereits seit geraumer Zeit in politischer Verantwortung und bekleidet derzeit das Amt des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und des stellvertretenden CDU-Vorsitzenden. Auch seine Bewerbung für den CDU-Vorsitz sollte nicht unerwähnt bleiben. Man könnte daher der Annahme erliegen, dass Laschet zumindest annähernd über das Zustandekommen von Umfrageergebnissen Bescheid weiß, die ihm sicherlich bei der politischen Entscheidungsfindung nicht unwichtig sind. Sein Auftritt hat gezeigt, dass das offenbar nicht der Fall ist.
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