Was passiert hier?

Das allgemeine Misstrauen gegenüber Umfragen

Wahrscheinlich kommt dir bei dem Gedanken an Umfragen zuerst nervige Anfragen dubioser Callcentern in den Sinn. Die häufig gebrauchte Phrase “Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast” begegnet jedem von uns regelmäßig. Gleichzeitig besitzen Umfragen eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Auf der Grundlage von Befragungsergebnissen werden politische Entscheidungen gerechtfertigt oder Akteure instrumentalisieren Ergebnisse, um in ihrem Sinne „Stimmung zu machen“.

Mangelhafte Prognosen auf der Grundlage von Bevölkerungsumfragen wurden in der Vergangenheit häufiger zum Anlass genommen, eine “Krise der Demoskopen” auszurufen. Tatsächlich lagen viele Meinungsforschungsinstitute bei medialen Großereignissen, wie zum Beispiel dem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016, der Brexit-Abstimmung in Großbritannien oder einzelnen Bundestagswahlen in Deutschland teils weit neben dem späteren Ergebnis.

Wahlen und Volksentscheide machen etwaige Fehler bei vorangegangenen Umfragen rückblickend besonders offensichtlich, weil der “wahre” Wert (in diesem Fall: die Stimmenanteile der Parteien) im Gegensatz zu anderen Umfragen im Nachhinein für jedermann sichtbar wird.  

Die Verantwortung der Medien

Große Teile der Medien tragen dabei eine Mitverantwortung. Auch abseits großer demokratischer Abstimmungen veröffentlichen große Medienhäuser beinahe täglich neue, stark verkürzte und teilweise skurrile Umfrageergebnisse aus vermeintlich seriösen Befragungen oder schalten gar selbst Online-Abstimmungen, deren fehlende Substanz jedoch nur wenige Publizisten vom Versuch abzuhalten scheint, mit Hilfe dieser “Ergebnisse” Klicks und somit Werbeeinnahmen zu generieren.

Gestutzt auf einige wenige schlagzeilentaugliche oder clickbaitfähige Worte und ohne methodische Überprüfung wird so regelmäßig verkündet, was zwei Drittel der Deutschen am liebsten essen, welche ihre liebste Freizeitbeschäftigung ist oder wovor sie sich am meisten fürchten, um nur einige banale Beispiele zu nennen. Verlässliche Befragungen sind hingegen teurer und zeitintensiver und stehen somit in Konflikt mit dem Kostendruck der Branche und der Schnelllebigkeit von medialen Inhalten. 

Seriöse Befragungen

Gute und belastbare Bevölkerungsumfragen sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer methodisch geleiteten Herangehensweise, die sich an längst etablierten und weiterhin erforschten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, darunter die Politikwissenschaft, die Psychologie, die Soziologie oder die Survey Methodology treiben den Diskurs um die Methodik von Befragungen weiterhin voran.

Unter bewährten Gesichtspunkten entwickelte Fragebögen und angemessene Studiendesigns erlauben auf Grundlage statistischer Gesetzmäßigkeiten solide Aussagen zur Meinung oder über Eigenschaften der Bevölkerung innerhalb definierter Grenzen. Diese Befragungen grenzen sich klar von Umfragen der kommerziellen Marktforschung ab, die Ihnen vermutlich regelmäßig im Auftrag eines Großkonzerns mit “Zufriedenheitsbefragungen” oder “Markenstudien” auf die Nerven gehen und den Ruf der Branche ebenso in Verruf bringen wie manche Nachrichtenportale, die unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln. 

Die Rolle von umfragekorrektiv.de

Umso erstaunlicher schien uns das Fehlen eines Akteurs innerhalb der Medienlandschaft, der die Methodik solcher Umfragen hinterfragt und deren tatsächlichen Wert identifiziert. Dabei war man vermutlich nie dringender als in Zeiten von “Fake News”-  und “Lügenpresse”-Vorwürfen auf eine solche Instanz angewiesen, um den Kritikern der liberalen Demokratie keinen weiteren Aufwind durch fehlerhafte Berichterstattung zu ermöglichen.

Umfragekorrektiv.de will dazu beitragen diese Lücke zu schließen und berichtet daher unabhängig, in unregelmäßigen Abständen und für jeden Interessierten verständlich über den Wert publizierter Umfragewerte in verschiedenen Medien. Derzeit wird das Projekt privat finanziert und nebenberuflich betrieben, es ist also unabhängig und frei von möglichen Interessenkonflikten.